Skip to main content

Gebärde

Babyzeichen immer noch nützlich auch mit großen Kindern

Obwohl unsere vier Kinder zwischen 3 und 11 Jahren alle einwandfrei sprechen und theoretisch auch gut hören ;-), ist die Zwergensprache immer noch ein Teil unserer Kommunikation. So ergab sich neulich folgende Geschichte:

Mein Mann hatte im Homeoffice einen Termin und während ich unsere Martha (5 Jahre) vom Kindergarten abholte, kam die Grundschülerin Emma nach Hause und saß bereits am Küchenfenster, als wir mit den Rädern in unsere Einfahrt fuhren. Ich hatte mich auf etwas anderes konzentriert und deshalb nicht mitbekommen, dass Emma am geschlossenen Fenster gebärdet hat. In der Garage angekommen zeigte mir Martha dann, was Emma für eine Gebärde gemacht hat, und fragte mich, was sie damit meint. Ich musste etwas lachen auf Grund der spontanen Flüsterpost per Zeichen und erklärte ihr dann, dass der *Papa* (mit den Fingerspitzen aufs Kinn klopfen) noch *arbeitet* (die eine Faust klopft auf die andere Faust) und Emma uns daran erinnert, deshalb etwas leise zu sein. Sehr praktisch :-)!

Autorin: Lucia Schneider, Zwergensprache im Landkreis München, Erzieherin

Kindergebärden in Schweizer Kita vom Feusi Bildungszentrum

Wir freuen uns über ein wundervolles Feedback aus dieser Zwergensprache zertifizierten Schweizer Kita an unsere Kursleiterin Patricia Geiger aus Basel. Die Kita-Leitung schreibt und veröffentlicht erste Erfahrungen im Feusi Kita-Blog:

"Dein Kurs bei uns war sehr erfolgreich 😊! Vorallem das Kita-Team nutzt die Kindergebärden und ist soooo begeistert, wie viel einfacher die Kommunikation nun mit den Kindern ist. Ich durfte auf unserer Webseite einen Blogeintrag dazu schreiben:

"Kindergebärden in der Kita" vom 27.02.2024

"Kindergebärden nutzen wir, um mit unseren Jüngsten eine intensivere Interaktion zu haben.

Im September 2023 absolvierten wir als Team einen Weiterbildungskurs, um in die Welt der Kindergebärden einzutauchen.

Ich selbst kannte dies von meinen Kindern, als sie sich sprachlich noch nicht ausdrücken konnten. Da waren sie Babys und im Kleinkindalter. Mit Gebärden ging das viel besser und schon sehr gut.

Es brauchte ein wenig Zeit und Geduld bis die Idee, die Kindergebärden-Sprache in unserer Kita umzusetzen, auf fruchtbaren Boden fiel. Nun ist das Team begeistert.

Aber warum Kindergebärden?

Kommunikation ist von Anfang an wichtig!

Kindergebärden unterstützen die Kommunikation schon mit den allerjüngsten Kindern. Kinder die kommunizieren können, sind zufriedener und weniger frustriert, da sie sich mitteilen können und zeigen oder benennen können, was ihnen wichtig ist.

Das Sprachzentrum ist bei allen gesunden Kindern bereits bei der Geburt im Gehirn angelegt. Das heranwachsende Kind, im Bauch der Mama, nimmt Geräusche durch den Bauch wahr. Es dauert jedoch einige Jahre bis Kinder sich sprachlich verständlich ausdrucken können. Kinder lernen Sprache mit allen Sinnen. Kindergebärden sind eine weitere Unterstützung, um sich ausdrücken.

Sobald das Kind das Wort, welches die Gebärde ersetzt, sprechen kann, legt es die Gebärde ab und benutzt das gesprochene Wort.

Und nein, durch die Gebärden verzögert sich die Sprachentwicklung nicht, sie wird unterstützt und gefördert.

Es funktioniert schon bei den Allerjüngsten. Babys können erste Kindergebärden mit 6-8 Monaten machen. Eines der wichtigsten ersten Wörter wird hier Milch sein oder die Gebärde für das Kuscheltier, welches gesucht wird.

Wie setzen wir die Kindergebärden ein?

Wir begleiten nicht jedes einzelne Wort eines Satzes mit Kindergebärden, wir benutzen die Kindergebärden nur für die Hauptbotschaft.

z.B. Wir wollen Znüni essen.

Am Anfang war es gewöhnungsbedürftig. Nach sehr kurzer Zeit merkten wir, wie gut die Kinder darauf ansprechen. Sie machen die Gebärden auf ihre Art nach und wir verstehen uns plötzlich viel besser. Das war und ist ein Erfolgserlebnis für beiden Seiten.

Wenn wir den Kindern Gebärden zeigen, wenden wir uns ihnen mit dem Gesicht zu. Somit bekommen sie unsere volle Aufmerksamkeit. Das hat einen weiteren Vorteil. Die Kinder können unser Mundbild genau sehen und erkennen, wie genau das Wort mit dem Mund geformt wird. Das ist ebenfalls ein wichtiger Faktor zum Erlernen einer Sprache.

Die Kinder lernen von Anfang ihre Bedürfnisse auszudrücken. Sie können z.B. zeigen, dass sie "müde" sind oder "gewickelt" werden wollen. Dass sie "essen" oder "trinken" wollen oder auch "traurig" sind und eventuell "Angst" haben. Wir können somit viel besser und vor allem schneller auf ihre Grundbedürfnisse reagieren. Die Kinder erleben dadurch weniger Frustration.

Wie funktioniert die Mehrsprachigkeit in der Kita mit den Kindergebärden?

Wir sprechen in unserer Kita mit den Kindern Schweizerdeutsch, Hochdeutsch und Englisch. Dies sind drei verschiedene Sprachen, aber die Kindergebärde bleibt in allen drei Sprachen gleich. Das hat den Vorteil, dass das Kind den Unterschied der gesprochenen Sprache frühzeitig erkennen kann. Es sieht aber auch, anhand der Kindergebärde, die Bedeutung bleibt gleich.

Einige Beispiele aus dem Kitaalltag:

Wenn wir mit den Kindern am Tisch sitzen, können sie uns zeigen, dass sie "mehr" Essen wollen.

Wir verstehen sie und können reagieren. Das bedeutet für das Kind, dass es wahrgenommen wird und daher zufriedener ist. Es muss nicht weinen und wir müssen nicht rätseln, was das Weinen bedeuten könnte.

An unserem Kitafenster fahren alle 10 Minuten Strassenbahnen vorbei und Züge sehen wir, auf den Gleisen dahinter, auch immer wieder. Die Kinder können uns zeigen, was sie sehen. Bei den Gebärden ist es wie bei den Worten. Kinder haben ihre „eigene Sprache“. Ein ruhigeres Kind zeigt z.B. die Gebärde für Zug langsamen und sehr genau. Bei einem aktiveren Kind wird die Gebärde dementsprechend schneller gezeigt und vielleicht auch nicht so genau.

Wichtig bleibt, wie bei der gesprochenen Sprache, dass wir die Kindergebärden immer korrekt vorzeigen.

Beim Spazieren mit den Kindern sehen wir jeweils eine grosse Wiese. Auf einmal fängt ein Junge an zu weinen und zu zittern. Wir verstanden nicht, was auf einmal mit ihm los war. Er zeigte uns die Gebärde für Angst. Somit wussten wir, er hatte vor etwas Angst. Als wir dann genauer hinsahen, entdeckten wir einen Rasenmähroboter. Dieser machte ihm Angst. Ohne die Hilfe der Gebärde hätten wir seine Emotionen nicht so schnell deuten können.

Unsere Empfehlung: nutzt Kindergebärden um eure Kinder zu unterstützen

Als Mitarbeitende einer Kita empfehlen wir die Kindergebärden sehr. Es klingt vielleicht kompliziert, ist aber ganz einfach. Denn ein gezeigtes Wort merkt man sich viel leichter und schneller als eine Vokabel. Das Team war erstaunt, wieviel Wörter wir nach einem Tag Weiterbildung schon nutzen konnten. Fehlt uns ein Wort, können wir in einer App herausfinden, wie es gebärdet wird.

Meine anfangs erwähnten eigenen Kinder sind nun schon Teenager. Als ich ihnen erzählte, dass wir jetzt in der Kita unterstützend mit Kindergebärden arbeiten, fielen ihnen sofort die Gebärden für Vogel und Zug wieder ein. Interessant dabei ist, dass wir wirklich seit Jahren nicht mehr gebärdet haben. Einmal erlernte Gebärden bleiben also auch in den Tiefen des Gehirns erhalten.

Wir wünschen viel Spass beim Ausprobieren."

 

Den Original-Artikel, den wir hier zitieren durften, findest du unter:

Blogbeitrag Kindergebärden in der Kita

 

Autorin: Sandy Teichert, Leitung Kita Preschool, Feusi Bildungszentrum AG, Gümlingen (Schweiz)

Pick, pick, pick – die Hühnerschar

Eine Mama aus meinem Zwergensprache-Kurs schrieb mir begeistert, dass bei ihrem Kind nun der „Knoten“ für die Zeichen mehr und mehr platzt.

Die Eltern waren gemeinsam mit ihrem Kind zu Besuch bei Verwandten auf dem Land. Dort zogen vor allem die Hühner in den Bann und die Eltern zeigten daher oft die Gebärde für „Hühner“.

Wieder zu Hause kam die Oma zu Besuch und schaute mit ihrem Enkel ein Buch an und da waren die Hühner – mit Begeisterung zeigte nun das Enkelkind der Oma das Babyzeichen „Huhn“ - immer und immer wieder.

 

Autorin: Marie-Theres Opitz, Zwergensprache Kursleitung in Leipzig und Gera, Rehabilitationspsychologin